Die Entstehung von Zahnstein wird durch mehrere Faktoren begünstigt:

  • Rassebedingt:
    Kleine Hunderassen mit kurzem Kopf und Kiefer, sog. brachiocephale Rassen, haben für die Anzahl der Zähne einen zu kurzen Kieferknochen, so dass die Zähne teilweise 45 ° bis 90° gedreht stehen. Es fehlen die einzelnen Zahnzwischenräume, wodurch es zu keiner ausreichenden Selbstreinigung kommt.
  • Haltungs- und fütterungsbedingt:
    Oft werden Hunde nicht ausreichend bewegt. Sie kommen nicht zum Hecheln, so dass der Luftstrom und die Zunge nicht mithelfen können, die Zahnzwischenräume zu reinigen. Häufige Mahlzeiten, Nassfutter und Leckerchen führen zu ständig vorhandenen Futterresten, die eine ideale Wachstumsgrundlage für Bakterien bilden.

 

Gründliche Zahnbehandlungen sind bei Hunden, Katzen und Heimtieren ausschließlich in Narkose möglich.

Zahnbehandlung HundEine oberflächliche Zahnsteinentfernung ohne Narkose hat selbst bei einem ruhigen Patienten nur einen kurzfristigen oder gar keinen Effekt. Die erforderlichen Maßnahmen, d.h. die Entfernung des Zahnsteins mit Ultraschall, Behandlung von Zahnfleischtaschen und Politur, können nicht tiergerecht durchgeführt werden. Außerdem besteht eine hohe Verletzungsgefahr durch Abwehrbewegungen. Narkosen sind mit den modernen Narkotika auch bei älteren und kranken Tieren ein überschaubares Risiko. Dies kann man durch eine Blutuntersuchung zur Überprüfung der Narkosefähigkeit weiter minimieren.

Heutzutage erfolgt die professionelle Zahnreinigung (PZR) mittels Ultraschall auf der Basis eines Piezokristalls.  Die lineare Schwingung der Arbeitsspitze bewirkt ein Absprengen des Zahnsteins, wobei die Wasserzufuhr Hitzeschäden vermeidet. Besondere Reinigung und Behandlung erfahren Zahnfleischtaschen, die mit speziellen Paradontalarbeitsspitzen behandelt werden. Nach der Entfernung von Zahnstein und Reinigung des Paradonts wird die Mundhöhle mit desinfizierenden Lösungen gespült.

Abschluß jeder Paradontalbehandlung ist die Politur der Zähne. Diese muss zwingend erfolgen, um mikroskopische Kratzer auf der Schmelzoberfläche wieder einzuebnen. Dadurch wird der Entstehung neuen Zahnbelages effektiv entgegengewirkt. Die Politur der Zähne ist eine wichtige, aber zeitraubende Tätigkeit, da alle Flächen der Zähne gründlich bearbeitet werden müssen.

Die Zahnerhaltung strebt immer die konservierende Versorgung an.

Ist ein Zahn abgebrochen und die Zahnhöhle (Pulpa) liegt frei, muss der Zahn versorgt werden, da an offenliegenden Wurzelkanälchen immer eine Entzündung im Bereich der Wurzelspitze entsteht. Der Zahn kann durch eine Wurzelbehandlung, bei welcher die Pulpa entfernt und der Kanal mit Wurzelfüllmaterial verschlossen wird, erhalten werden. Zum Schluss erfolgt eine haltbare versiegelnde Kunststofffüllung. Bei direkter Versorgung kann sogar eine  Vitalerhaltung des Zahnes versucht werden (Vitalamputation der Wurzel). Selbst Zahnabsplitterungen ohne Pulpenöffnung können Wurzel- und Kiefererkrankungen folgen lassen. Zur genauen Diagnosestellung und Therapiewahl sind intraorale dentale Röntgenaufnahmen daher unumgänglich.

Aktuelles aus unserer Praxis: Intraorales Röntgen

Aufgabe der Paradontologie ist die Gesunderhaltung des Zahnhalteapparates d.h. des Zahnfleisches, der paradontalen Fasern, der Wurzel und des Kieferknochens. Paradontalerkrankungen sind eine der häufigsten Erkrankungen bei Hunden und Katzen. Sie entstehen in den ersten Lebensjahren, sodass ab einem Alter von 8-10 Jahren 80% der Tiere paradontale Erkrankungen aufweisen. Diese führen zu signifikanten Veränderungen an Herz, Niere und Leber.

Paradontose Hund

Hundegebiss mit hochgradiger Paradontose, Zahnstein und Zahnfleischschwund am Eckzahn

Krankheitsauslösend ist die Entwicklung bakterieller Plaques, d.h. eine Mischung aus Bakterien, Speichel und Futterbestandteilen. Der Plaque wird stets größer und durch Ausfällung von Mineralien entsteht Zahnstein. Dieser bedingt einen Zahnfleischschwund mit Bildung paradontaler Taschen. Im Zusammenspiel von Enzymen, Prostaglandinen und Osteoklasten kommt es zum Abbau des Kieferknochens. Es entsteht eine irreversible Paradontitis. Diese Entwicklung schreitet weiter fort und führt zum Zahnverlust. Die Symptome für Zahnschmerzen sind bei Hunden und Katzen unspezifisch und schleichend. Der Grad des Leidens wird für den Besitzer erst nach erfolgter Behandlung offensichtlich, wenn Tiere wieder ihre gewohnten Verhaltensmuster zeigen.

Die korrekte Paradontalbehandlung beinhaltet die klinische Beurteilung jedes einzelne Zahnes. Dentale Röntgenaufnahmen ergeben Befunde über den Schweregrad der Erkrankung und Möglichkeiten zu therapieren. Das erfordert spezifische Behandlungsmethoden bei Verwendung eines angepassten Instrumentariums (Scaling und Kürretage).

Aktuelles aus unserer Praxis: F O R L

Die Ursache der meisten Zahnerkrankungen bei Nagetieren ist immer ein Missverhältnis von Nahrungsangebot mit ausreichender Kautätigkeit und Wachstum der Zähne. Diese wachsen lebenslang jährlich bis zu 10 cm. Findet somit kein ausreichender Abrieb statt, kommt es zur stetigen Verlängerung erst der Backenzähne und dann der Schneidezähne. In weiterer Konsequenz können betroffene Tiere das Maul nicht mehr vollständig schließen, Zähne wachsen seitlich in die Backen- oder Zungenschleimhaut, Schneidezähne in den Bereich der Lippen oder des Gaumens. Der Druck auf die Zähne wird so groß, daß diese am Unterkiefer als knöcherne Auftreibungen tastbar werden. Im Oberkiefer kommt es zur Verlegung des Tränen-Nasenkanals mit entsprechendem Tränenfluß desselbigen Auges.

Roentgen Hase Gebiss

Deutlich erkennt man, dass die Schneidezähne des Unterkiefers schon in den Oberkiefer gewachsen sind. Die Schneidezähne des Oberkiefers krümmen sich bereits weit in die Mundhöhle. Die Backenzähne sind bereits durch den Kieferknochen gebrochen.

Derartige Veränderungen lassen sich nur ausführlich in Narkose untersuchen und nach Erstellung von oralen Röntgenbildern behandeln.

Das Kürzen sollte grundsätzlich mit rotierenden Instrumenten durchgeführt werden, da beim Kappen der Zähne mit Zangen Zahnfrakturen mit Wurzeleröffnungen entstehen. Diese führen zu schmerzhaften Entzündungen und Vereiterungen des Zahnes.

Die Therapie besteht in der Entfernung aller Spitzen und scharfer Kanten, in der Kürzung der Länge und evtl. Ziehen (Extraktion) lockerer oder durchgebrochener Zähne. Das durchschnittliche Behandlungsintervall beträgt 3-4 Monate.

Vorschläge zur Zahnpflege

Hund mit Zahnbürste

Zähneputzen

Das tägliche Zähneputzen ist nach wie vor die mit Abstand wirksamste Methode, keinen neuen Zahnstein entstehen zu lassen. Dafür bietet der Handel Bürsten und Pasten mit verschiedenen Geschmäckern an. Zähneputzen sollte immer in Kombination einer werden. In der Gewöhnungsphase sollte nur mit Zahnpasta ohne Bürste begonnen werden. Dabei reinigt man zuerst nur die Backenzähne. Einige Wochen später nimmt man die Schneidezähne hinzu. Grundsätzlich ist die tägliche Reinigung das Beste.

Futtermittel

Zur Unterstützung können auch diätetische Futtermittel dienen, die zu einem vermehrten Kauen anregen und durch Zusatzstoffe im Speichel vorhandenes Kalzium abfangen. Weichfutter ist in der Regel ungünstig, da keine Kauarbeit verrichtet werden muss und Reste sich leicht in engen Zahnzwischenräumen ablagern. Der gewünschte Zahnreinigungseffekt tritt daher erst ab einer gewissen Futterbrockengröße ein. Vom Futtermittel nicht erreichbar sind engen Zahnzwischenräume. Die Reduktion von Plaquebildung durch Dentalfuttermittel ist somit immer in Verbindung mit ergänzenden hygienischen Maßnahmen zu sehen. Diese Kombination aus Zahnbürsten, Pasten und geeignetem Futter ist zur Zeit die beste paradontale Prophylaxe.

Zahnpflege Kaustangen Hund

Lokale Therapeutika

Chlorhexidin ist heute das verbreiteste und wirkungsvollste Mundhöhlenmedikament für Tiere. Es verhindert die Anheftung von Bakterien und greift in deren Stoffwechsel ein. Es fungiert somit als bedeutenden Schleimhautschutz.